Deutsche Übersetzung weiter unten.
PRESS RELEASE
26.3.2021, Erkelenz- Keyenberg, North Rhine Westphalia, Germany.
Germany based energy provider RWE plans destruction of a unique Jewish-friendly Catholic church. At the same time, it celebrates the reburial of the remains of a Waffen-SS corporal and careful relocation of his tombstone.
The windows of the neo-gothic Catholic Holy-Cross-Church of Keyenberg narrate the history of Jews in a friendly and affectionate manner – much like John Paul II‘s story of the “elder siblings” and their contribution to salvation. At the time of the church’s consecration on the eve of World War I, this was highly unusual.
Nevertheless, the church’s location has been a sacred place for Christians for more than 1,300 years. The tolerant and peaceful coexistence of Christian farming families and Jews trading in livestock and agricultural goods might have been the base of the uncommon acceptance and appreciation for the often persecuted Jews. The Star of David often appears in church ornaments as well as in a chapel close by.
This exceptional church is in danger of being demolished by the largest European power company, RWE AG, who already bought the church. However, climate change and new developments in energy production are making the use of the coal below the church highly improbable.
Deconsecration as an act of preemptive obedience towards the corporate giant by a local vicar was stopped in January by the Catholic Bishop of Aachen only at the very last moment.
Villagers will have to leave their hometown before the coal company destroys Keyenberg for opencast mining - even though the use of its lignite coal for energy production will probably violate the Paris Climate Agreement. Ironically, the grave of an SS-Corporal will be treated with much more kindness: The grave of the NAZI fighter who was not even a local will be transferred with RWE's financial and technical support to a new cemetery in a new settlement.
Locals are horrified and citizens’ movements against the coal mine are gaining momentum. Local civil engineer Christian Wiltsch holds a PhD in Heritage Buildings in and around Keyenberg and expresses deep concern about RWE‘s behaviour: “It is unbearable that RWE wants to eliminate Jewish symbols - symbols even the Nazis couldn't abolish. And just a few steps away from the church, an SS-memorial will be transferred to a safe place under protection of the law."
Prime-minister of the federal state of North Rhine Westphalia is Armin Laschet. He is also the new chairman of the German Christian Democrats Party and prospective candidate for the succession of chancellor Angela Merkel. Yesterday, the state government of North Rhine Westphalia adopted a guiding decision in favour of the destruction of the church and the protection of the SS-tombstone. The decision makes no mention of five villages, cruelly keeping them in the dark about their future. The - unnecessary - destruction of a further two villages will go ahead as planned.
Recently, Armin Laschet had spoken in favour of carbon reduction, at the same time favouring an extended period of the use of lignite coal for RWE. A spokesperson for the initiative “Die Kirchen im Dorf Lassen” calls Laschet’s political position, “political rhetoric in favour of a coalition with the Green Party, and political action in favour of safeguarding dirty energy profits of multinational corporations.” This stance casts doubt on the ambitious politician's sensitivity for the historical significance of the church and his respect for the Paris Climate Agreement.
ends
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For further information email die-kirchen-im-dorf-lassen@t-online.de and anselmomz@gmx.de,
see also https://www.kirchen-im-dorf-lassen.de/
Photographs of the interior of the church, for example of the philosemitic windows - in particular one with a Menorah - can be made available on request.
Scientific and popular documentation about the church in German can also be made available on request.
Übersetzung der englischsprachigen Pressemitteilung:
26. 3. 2021, Erkelenz- Keyenberg, NRW, Deutschland
Das deutsche Energieversorgungsunternehmen RWE plant die Vernichtung einer einzigartigen Kirche mit einer sehr alttestamentarischen und judenfreundlichen Innenausstattung. Zur selben Zeit wird die ehrenvolle Umbettung der sterblichen Überreste eines SS-Rottenführers und die Wiedererrichtung seines Grabsteins geplant.
Die Fenster der neogotischen Heilig-Kreuz-Kirche von Keyenberg erzählen die Geschichte des jüdischen Volkes in einer zugewendeten und zugeneigten Art und Weise – so wie sie von Johannes Paul II. als “ältere Geschwister” bezeichnet worden sind. Der Ort der Kirche war der Ort verschiedener Vorläufergotteshäuser seit mehr als 1.300 Jahren. Das tolerante und friedvolle Zusammenleben christlicher Bauersfamilien mit jüdischen Vieh- und Landhändlern mag die Grundlage gewesen sein für diese seinerzeit ungewöhnliche Akzeptanz der sonst oft diskriminierten Juden und Jüdinnen. So findet man den Davidstern vielfach in der Ornamentik der Kirche und in einer nahegelegenen Kapelle.
Diese außergewöhnliche Kirche befindet sich in Gefahr zerstört zu werden, zerstört zu werden durch Europas größten Energiekonzern RWE. RWE hat die Kirche bereits gekauft. Derzeit machen jedoch
der Klimawandel und neuere Entwicklungen auf den Energiemärkten es hochgradig unwahrscheinlich, dass die Braunkohle unter der Kirche jemals für Energieproduktion gebraucht
werden wird. Die Entwidmung der Kirche als ein Akt vorauseilenden Gehorsams gegenüber dem Konzern durch den lokalen Pfarrer wurde im Januar vom katholischen Aachener Bischof im letzten Moment
gestoppt.
Die Dorfbewohner müssen ihren Ort verlassen, bevor sich die Kohlegesellschaft daran begibt, die Häuser für den Tagebau zu zerstören – obwohl der Gebrauch der Kohle dazu führen könnte, dass das
Pariser Klimaabkommen verletzt wird. Dem gegenüber wird das Grab eines Rottenführers
der SS sehr viel freundlicher behandelt. Die letzte Ruhestätte des NAZI-Kriegers, der nicht mal aus der Gegend stammt, wird mit finanzieller und technischer Unterstützung von RWE zum neuen
Friedhof in einer neuen Ansiedlung transferiert.
Die Menschen in der Gegend sind entsetzt und die Soziale Bewegung gegen den Tagebau gewinnt an Bedeutung. Der ortsansässige Bauingenieur Dr. Christian Wiltsch hat über Denkmäler in und um
Keyenberg promoviert und drückt seine Betroffenheit über das Verhalten des Energiekonzerns so aus: „Es ist unerträglich, das RWE jüdische Symbole vernichtet, jüdische Symbole, die
nicht mal die NAZIS schänden konnten. Und gerade mal ein paar Schritte weiter wird ein SS-Erinnerungsgegenstand unter dem Schutz des Gesetzes an einen sicheren Ort verbracht.“
Ministerpräsident des Bundeslandes NRW ist Armin Laschet. Er ist auch der neue Vorsitzende der christdemokratischen Partei Deutschlands und könnte der Nachfolger Angela Merkels werden. Gestern
verabschiedete die Landesregierung eine Leitentscheidung, welche die Zerstörung der Kirche zulässt und den genannten Schutz des Grabsteins sicherstellt. In der Entscheidung werden die 5 von
Umsiedelung bedrohten Dörfer in unmenschlicher Weise in Unsicherheit über ihre Zukunft gehalten. Die unnötige Zerstörung zweier anderer Dörfer wird wie geplant fortgesetzt.
Letzthin hatte Armin Laschet sich für CO2-Reduktion ausgesprochen, gleichzeitig aber eine verlängerte Periode der Braunkohlenutzung befürwortet. Ein Sprecher/eine Sprecherin der Initiative „Die
Kirche(n) im Dorf lassen” bezeichnet Laschets politische Position wie folgt: “Es handelt sich um politische Rhetorik zugunsten einer möglichen Koalition mit den Grünen und politische Praxis
zugunsten einer Rettung der Profite multinationaler Konzerne aus dreckiger Energiegewinnung." Diese Haltung wirft Fragen auf bezüglich der Sensibilität des ehrgeizigen Politikers gegenüber
der historischen Bedeutung der Kirche und dem Pariser Klimaabkommen.
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Weitere Informationen unter email die-kirchen-im-dorf-lassen@t-online.de und
anselmomz@gmx.de,
Vgl. https://www.kirchen-im-dorf-lassen.de/
Fotografien des Innenraums der Kirche, z.B. der philosemitischen Fenster – vor allem eines der Menorah – können auf Nachfrage zur Verfügung gestellt werden.
Deutschsprachige Veröffentlichungen wissenschaftlichen und populären Charakters können ebenfalls vorgelegt werden.