Lesung aus Johannes (Joh 1,1 – 5; 9–14)
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
Dieses war im Anfang bei Gott.
Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eins, das geworden ist.
In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Das war das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet.
Er war in der Welt, und die Welt wurde durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht.
Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an;
so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit.
Impuls zu Johannes
Johannes: Wie der Adler erhob sich sein Geist, seine Seele und schaute Gott. Das galt bis in das Mittelalter hinein.
Der Prolog, den wir gerade hörten, zählt für mich zu den ganz besonderen Texten der Bibel, er geht weit über eine Erzählung heraus, er ist besonders dicht in seinen Aussagen.
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
λογος – Wort, Rede, Argumentation: eine durchdachte Idee, nicht irgendetwas daher gesagtes. Λογος – es steht auch für: Kosmos, Ordnung.
Und dieses durchdachte Wort, diese Idee, war bei bei Gott, war in ihm. Und durch dieses Wort wurde alles, die gesamte Schöpfung, das Leben, alles Leben: eine durchdachte Idee, für den gesamten Kosmos. Eine durchdachte Ordnung, alles aufeinander bezogen, ineinander übergehend, voneinander abhängend. In Harmonie, in Frieden – und damit in Gerechtigkeit zueinander, miteinander. Denn nur so kann dieses durchdachte Ganze erhalten bleiben. Diese Idee ist die Weisheit, das Licht.
Er war in der Welt, und die Welt wurde durch ihn. Dieser Mensch war das Wort, diese Idee von Frieden und Gerechtigkeit. Und er kam in eine Welt voller Finsternis, voller Gewalt, Ausbeutung und Krieg. Er kam, um den Menschen den Weg zu zeigen, die Weisheit, hin zu dem Licht, für das sie gedacht sind. Ein Leben in Frieden und Gerechtigkeit, für alle Geschöpfe, für alles Sein.
Dieser Text zeigt für mich die tiefe Sehnsucht der Menschen – über die Zeit hinweg, damals und heute – nach einem ganz anderen Leben. Einem Leben in Frieden mit meinen Mitgeschöpfen, in dem dann auch ich selbst Frieden finden kann, Mensch sein kann – so wie es gedacht war, so, wie es sein sollte.