3. 11. 2020: Tag X - Beginn der Rodung an der L277

Kettensägenmassaker auf der L277

Kirche(n) im Dorf lassen protestiert mit Prozession und Gottesdienst im Angesicht brutaler Abholzung

Foto: Christoph Schnüll / Alle Dörfer bleiben

 

Mit Prozession und Gottesdienst auf der zerstörten L277 protestierte am frühen Dienstagmorgen die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ gegen die Baumfällungen durch RWE. Nach dem Gottesdienst am Montagabend, zu dem trotz miserablem Wetter etwa 30 Menschen gekommen waren, hatten wir beschlossen, am frühen Dienstagmorgen als Prozession auf die L277 zu gehen, um dort gegen die Fällarbeiten zu protestieren bzw. sie mit einem Gottesdienst zu belgeiten.

 

Der Prozession schlossen sich ca. 20 Menschen an, u.a. eine Rollstuhlfahrerin. Wir kamen etwa um 5 Uhr unbehindert auf die L277. Von dort gingen wir einige hundert Meter Richtung Lützerath, vorn und hinten begleitet von je einem Fahrzeug der Polizei bzw. der Security. Ansonsten waren lange weder RWEler noch Polizei vor Ort. Mit Gesang und Lesungen warteten wir auf den Beginn der Rodungen. Ein Mensch, der sich der Prozession angeschlossen hatte, kletterte auf einen Baum und entfaltete später ein Transparent.

 

Erst als es begann, hell zu werden. kamen massive Polizeikräfte. Mehrfach versuchten wir, in Prozession zurück zu gehen, das wurde aber von der Polizei unterbunden. Inzwischen hatten bei Lützerath die Rodungen begonnen und kamen immer weiter zu uns. Die Bäume fielen im Minutentakt - wir sangen "Hoffnung wider alle Hoffnung".

 

Schließlich wurden wir von der Polizei unter dem Vorwurf des Hausfriedensbruchs in Gewahrsam genommen, die meisten der Gruppe ließen sich ohne jeden Widerstand zu dem von RWE gestellten Bus bringen, einige wenige ließen sich wegtragen. Die Räumung des Baumes haben wir nicht mehr beobachten können.

 

An der Sammelstelle am Skywalk wurden unsere Personalien aufgenommen (die meisten, die sich der Prozession angeschlossen hatten, haben sie umstandslos angegeben, andere haben sie verweigert), manche (auch wenn sie ihre ID vorgezeigt hatten, vor allem Frauen!) mußten eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen. Diejenigen, die ihre ID angegeben hatten, wurden nach und nach entlassen, den anderen den Transsport in die GESA Aachen angedroht. Auch sie wurden allerdings gegen mittag - auf richterliche Anordnung - alle freigelassen.

 

„Die Zerstörung und Vertreibung hier in Immerath ist Teil der weltweiten Zerstörung, die uns immer weiter in die Klimakatastrophe treibt. Wir sind als Christinnen aufgerufen, uns dem mit allen Kräften entgegenzustellen.“ (aus der Predigt in Immerath)

 

 

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