Die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ kämpft für den Erhalt der bedrohten Kirchen im Rheinischen Braunkohlerevier und betrachtet diesen Einsatz als untrennbar verbunden mit dem Kampf für globale Klimagerechtigkeit.
Die Initiative entstand aus dem lokalen Widerstand gegen den lebensfeindlichen Tagebau in den bedrohten Dörfern. Die Bilder der Zerstörung des Immerather Domes gingen um die Welt, und immer noch droht nach aktuellen Plänen von RWE und Bundesregierung – und entgegen den Empfehlungen der Kohlekommission - vier weiteren Kirchen der Abriss: Manheim, Kuckum, Keyenberg und Berverath.
Überregional wurde sie mit einer Unterschriftenaktion u.a. auf dem Katholikentag 2018 bekannt:Sie forderte die Bischöfe von Köln und Aachenauf, die von den Baggern bedrohten Kirchen nichtzu entwidmen, sie nicht an RWE zu verkaufen, sondern sich nur einer gerichtlich verfügten Enteignung zu beugen – und sich so mit den Menschen in den bedrohten Dörfern zu solidarisieren. Die Bischöfe verweigerten die Annahme der knapp viertausend Unterschriften, die Kirchen sind inzwischen alle an RWE verkauft worden.
Der besondere Blick auf Kirchen (als Gebäude) und Kirche (als Institution ebenso wie als Gemeinschaft) forderte schnell eine eigene Struktur, eigene Aktionsformen und Sprache. Menschen engagieren sich für die Kirchen aus unterschiedlichsten Gründen: Für die einen sind sie Symbol traditionell dörflicher Gemeinschaft, andere betrachten sie als schützenswertes Kulturgut. Und viele schützen die Kirchen aus religiöser Überzeugung heraus.
Über den konkreten Einsatz für die bedrohten Kirchen hinaus verstehen wir uns als Teil der weltweiten Bewegung für globale Klimagerechtigkeit. Dies tun wir aus ökologischen, globalisie-rungskritischen und auch aus religiösen Beweggründen. Denn für die Christ*innen unter uns hat Naturzerstörung einen zusätzlichen, religiösen Aspekt: Sie ist nicht nur Vernichtung von „Umwelt“, von Lebenschancen späterer Generationen oder Menschen in anderen Teilen der Welt. Sie ist auch Zerstörung von Gottes Schöpfung, Zurückweisung seiner Fürsorge, Bruch des Bundes – berührt also das Zentrum christlichen Glaubens.
Daher verstehen wir uns explizit auch als Teil einer neuen, erklärt christlichen Klimabewegung. Sie existiert längst, zeigt sich in vielfältigen Aktionen, ob auf lokaler Ebene, in Gemeinden, in- und außerhalb kirchlicher Strukturen, spektakulär mit Gottesdiensten und Sitzblockaden im Hambacher Wald oder eher diskursiv bei der „Klimasynode von unten“. Diese Ansätze wollen wir – über regionale Grenzen hinaus – sichtbar machen und mit eigenen Aktionen fortführen und stärken.
Ist eine sichtbare christliche Klimabewegung nicht Spaltung, Sektierertum? Wir denken: im Gegenteil. Dieser Kampf braucht alle Kräfte, unseren ganzen Einsatz. Aber das gemeinsame Ziel darf und
muss unsere Verschiedenheit nicht ausblenden: So wie in den 80ern die christlichen Friedensgruppen sichtbarer und tragender Bestandteil der Friedensbewegung waren, stellen sich auch heute
Christ*innen in den Rahmen der globalen Klimabewegung.
„Wir wollen für ein neues Verständnis von Ökumene einstehen: die Gemeinschaft all derer, ChristInnen wie Nicht-ChristInnen, die sich dafür einsetzen, dass diese Erde bewohnbar bleibt, die
ein gutes Leben für alle erkämpfen wollen. Dafür ist organisierter Widerstand durch Soziale Bewegungen „von unten“ wichtig, im Rheinland, in Europa, weltweit.“
(Abschlußerklärung der Klimasynode von unten, Düren 2019)
Orte, die fest mit unserer Initiative verbunden sind, war zunächst die Mahnwache, später die Eibenkapelle in Lützerath.